Dass UV-Strahlung nicht nur für die Haut, sondern auch für die Augen gefährlich ist (Stichwort Linsentrübung und Netzhautschäden), weiß mittlerweile hoffentlich jeder. Aber auch rechts vom UV-Bereich des Lichtspektrums gibts noch keine Entwarnung.
Die neue Gefahr heißt HEV-Licht (high energy visible, also hochenergetisches sichtbares Licht).
Blauschwemme von Bildschirmen: Wie geht es unseren Augen in 20 Jahren?
Ist HEV-Licht das neue UV?
HEV-Licht ist blauviolettes, sichtbares Licht mit Wellenlängen um 430 Nanometer. Anders als UV-Strahlung wird HEV-Licht nicht bereits zu großen Teilen von der Hornhaut und Linse des Auges absorbiert, sondern erreicht die Netzhaut weitgehend unabgeschwächt. Dort wird es unter anderem von den blau-sensiblen Zapfen absorbiert und trägt so zu einem auch farblich differenzierten Seheindruck von unserer Umgebung bei. Anders als UV ist HEV-Licht für uns auch ein Informationsträger.
So weit, so gut. Aber energiereiches Licht, das nicht vom Photopigment der blausensiblen Zapfen – oder von einem der gelben Schutzpigmente, die extra zu diesem Zweck insbesondere in der Makularegion konzentriert sind – abgefangen wird, kann in den Lichtsinneszellen der Netzhaut und im darunterliegenden Pigmentepithel eine Menge Schaden anrichten. Genau wie UV-Schäden hängen auch photochemische Blaulicht-Schäden mit freien Radikalen zusammen, die entstehen, wenn energiereiche Lichtquanten mit Biomolekülen zusammenstoßen. Diese hochreaktiven Radikalen können eine Kaskade der Zerstörung lostreten, an deren Ende geschädigte Biomembranen, zerstörte Enzyme, DNA-Schäden, im Extremfall verlorene Zellen stehen.
HEV-Licht in alltäglichen Dosen ist nicht akut bedrohlich für unsere Augen – sonst hätte sich die Natur schon einen Weg einfallen lassen, uns davor zu bewahren. Aber Experimente mit Laborratten zeigen, dass intensives HEV-Licht sowohl in der Netzhaut als auch im retinalen Pigmentepithel – der für die Gesundheit der Lichtsinneszellen unentbehrlichen Zellschicht hinter der Netzhaut – bereits nach stundenweiser Exposition nachweisbare Spuren hinterlässt.
Der Evolution ist es egal, ob Sechzigjährige erblinden
Wie so manches, ist auch HEV-Licht ein bisschen schädlich, und die Schäden, die es verursacht, sind zu großen Teilen kumulativ. Das heißt, sie summieren sich über die Jahre. Ein paar ausgefallene Lichtsinneszellen hier und da machen sich nicht bemerkbar. Aber es werden mehr, und irgendwann leidet das Sehvermögen. Der Evolution ist es egal, ob wir als Großmütter und Großväter noch gut sehen können. Da haben wir uns ja schließlich schon fortgepflanzt… Aber uns persönlich ficht das natürlich schon an.
HEV-Licht und altersbedingte Makuladegeneration
Eine besonders negative Rolle spielt HEV-Licht offenbar bei der Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration. Bei dieser Erkrankung gehen dem Absterben von Lichtsinneszellen im Bereich der Makula schwere Schädigungen des retinalen Pigmentepithels voraus. In engem Zusammenhang mit diesen Schäden steht die Ansammlung des sogenannten “Altersfarbstoffs” Lipofuscin in den Pigmentepithelzellen. Lipofuscin besteht aus allerhand Abraum, der im Laufe der Jahre so in den Zellen entsteht, und seine gelbe Farbe weist darauf hin, welches Licht der “Altersfarbstoff” bevorzugt absorbiert: nämlich blaues.
Wissenschaftler finden, dass Lipofuscin bei Absorption von Blaulicht besonders viele freie Radikale bildet. Das könnte nicht nur erklären, wie genau Lipofuscin den Zellen schadet, sondern auch ein neues Licht auf Fälle werfen, in denen sich Lipofuscin-Ablagerungen ohne ausgeprägte Zellschäden finden. Haben diese Menschen vielleicht weniger ferngesehen?
Immer mehr HEV-Licht von Bildschirmen
Dummerweise gibt es nämlich von diesem HEV-Licht immer mehr: Das Licht moderner Bildschirme von Flachbildfernsehern, Rechnern, Tablets und Smartphones (und das Licht moderner LED-Leuchten, Halogenlampen und Leuchtstoffröhren) enthält einen besonders hohen HEV-Anteil. Indem wir in künstlich beleuchteten Büros und Wohnungen unsere Nasen (und Augen) viele Stunden am Tag vor diese Bildschirme halten, nehmen wir quasi an einem riesigen Feldversuch teil. Wie wird es wohl um die Augengesundheit des modernen, vernetzten Menschen in 20 Jahren bestellt sein?
HEV-Licht – nein danke
Aus diesem Feldversuch würden Sie sich gern ausklinken? Aber ohne offline und mit der Sonne ins Bett zu gehen? Dann haben wir eine gute Nachricht für Sie: Bei Eyeglass24 gibt es jetzt Brillengläser mit Digital Relax Beschichtung. Die Spezialbeschichtung reduziert die Blaulichtbelastung der Augen. Macht das Sehen obendrein durch die mit geringerem Blaulichtanteil einhergehende Kontrasterhöhung erheblich entspannter. Und normalisiert den Tag-Nacht-Rhythmus für Bildschirm-Nachteulen mit Einschlafproblemen.
Anders als bei gelb getönten Brillengläsern, die prinzipiell Ähnliches erreichen, wirkt die Digital Relax Beschichtung nicht, indem sie Blaulicht absorbiert, sondern indem sie es verstärkt reflektiert. Damit ergibt sich ein nicht von der Hand zu weisender ästhetischer Vorteil: Die Brillengläser verraten ihre besonderen Fähigkeiten nicht durch gelbes Glas (findet nicht jeder so attraktiv…), sondern lediglich durch einen ganz leichten Blauschimmer.